fairtrade bananeDie Fahrt zum Supermarkt gestaltet sich heutzutage wie eine Weltreise. Reis aus Indien, Kakao aus Ghana, Kaffee aus Honduras, Bananen aus Kolumbien und so weiter. Während ich als Konsument*in ein Produkt aus dem Regal nehme und in meinen Einkaufswagen lege, ist mir selten bewusst, welche Geschichte sich hinter der Ware verbirgt. Wo und unter welchen Bedingungen wurden die ursprünglichen Rohstoffe produziert? Wer war an der Produktion beteiligt? Welche unterschiedlichen Stationen durchlief das Produkt bis zum Supermarkt? Während ich tagtäglich zur Arbeit, in die Schule oder zur Uni fahre und mich zwischendrin um meine Mahlzeiten kümmere, denke ich selten über diese Fragen nach. Und doch würde ich bei jeder Umfrage bestätigen, dass es wichtig ist, die Welt durch meinen eigenen Konsum ein Stück weit zu verbessern. Denn hinter allen Produkten, die ich konsumiere, stecken Menschen und ihre Geschichten.

Die Dachorganisation Fairtrade International (Fairtrade Deutschland) stellt sich diese Fragen und versucht hinter den meist undurchsichtigen Vorhang der global unterschiedlichen Arbeitsbedingungen zu blicken. Dabei geht es fast ausschließlich um Produkte, die in Ländern des globalen Südens hergestellt werden müssen, da das europäische oder gar deutsche Klima die Herstellung gewisser Rohstoffe nicht zulässt.

Heutzutage sind lange Handelsketten üblich und zwischen dem/der produzierenden Kleinbauer*in und dem/der schlussendlichen Konsument*in liegen viele Zwischenhändler*innen, welche alle vom Produktpreis bezahlt werden. Leider kommt davon nur der kleinste Anteil bei dem/der ursprünglichen Produzent*in an, welche/r aber die aufwändigste Arbeit betreibt. Hier wird deutlich: Essen ist Macht - und das global. Fairtrade International setzt es sich zum Ziel, Konsument*innen und Produzent*innen näher zueinander zu bringen. Dadurch wird ein ethischer Handel vorangetrieben, der es den Produzent*innen ermöglicht ihren Lebensunterhalt zu bezahlen und die Chance auf eine bessere Zukunft zu leben.


Das Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) definiert fairen Handel auf seiner Website so:

"Fairer Handel ist eine Handelspartnerschaft, die auf Dialog, Transparenz und Respekt beruht und nach mehr Gerechtigkeit im internationalen Handel strebt. Durch bessere Handelsbedingungen und die Sicherung sozialer Rechte für benachteiligte Produzentinnen und Produzenten und Arbeiterinnen und Arbeiter – insbesondere in den Ländern des Südens – leistet der Faire Handel einen Beitrag zu nachhaltiger Entwicklung. Die Organisationen des Fairen Handels engagieren sich, bestärkt von Verbrauchern, aktiv für die Unterstützung der Produzenten, für die Bewusstseinsbildung sowie für Kampagnen zur Veränderung der Regeln und der Praxis des konventionellen Welthandels." 

Was Fairtrade verändern will

Quelle: fairtrade-deutschland.de


Der Dachverband Fairtrade International

Fairtrade International versucht diejenigen Stellschrauben zu drehen, die eine positive Veränderung im Leben der Produzent*innen bewirken. Hierzu zählen unter anderem:

  • die Unterstützung bei der demokratischen Organisation der Produzent*innen, um den (Wissens-/Erfahrungs-)Austausch und gegenseitiges Lernen anzukurbeln
  • das Festlegen eines kostendeckenden Mindestpreises für die Produkte, die ein Sicherheitsnetz bei global sinkenden Preisen darstellen
  • die Vergabe einer Fairtrade-Prämie, die von den Produzent*innen frei verwaltet werden kann (z.B. für den Bau von Krankenhäusern, Brunnen oder um die Umstellung auf biologischen Anbau zu unterstützen)
  • Handelsketten-Transparenz und physische Rückverfolgbarkeit der Produkte

dadurch werden/wird

  • Rechte gestärkt
  • berufliche und persönliche Perspektiven gefördert
  • der Arbeitsalltag in arbeitsrechtlicher Hinsicht verbessert
  • politische Teilhabe ermöglicht

Die Fairtrade-Standards, welche die oben genannten fairen Bedingungen fordern, sehen außerdem auch eine umweltschonende Arbeitsweise vor. So sind beispielsweise die Nutzung von genmanipuliertem Saatgut verboten und ein schonender Umgang mit Wasser wird nahegelegt. Die Fairtrade-Standards werden mit allen involvierten Akteur*innen beschlossen und deren Einhaltung von “FLOCERT”, einer eigenständigen Organisation geprüft. Mehr über die Fairtrade-Standards gibt es hier nachzulesen.

Zur Funktionsweise des Fairtrade-Systems gibt es hier ein tolles YouTube-Video, welches das Konzept des fairen Handels verdeutlicht. Genauere Infos zum Fairtrade-System und den einzelnen Fairtrade Standards erhältst du unter fairtrade-deutschland.de.

 Das Fairtrade System

 Quelle: fairtrade-deutschland.de


Was bedeuten die unterschiedlichen Fairtrade Siegel?

In diesem YouTube-Video erklärt die Initiative ForumFairerHandel anschaulich, wie Du fair gehandelte Produkte im Laden erkennst.

 

Fairtrade-Produkt-Siegel

 

Das Fairtrade-Siegel steht für Produkte, deren Zutaten zu 100% unter Fairtrade-Bedingungen angebaut und gehandelt wurden. Diese sind physisch rückverfolgbar.

 

 

 

Handelt es sich um ein Mischprodukt wie bspw. Kekse oder Schokolade, so ist das Fairtrade-Produkt-Siegel zusätzlich mit einem Pfeil gekennzeichnet, der auf weiterführende Informationen auf der Rückseite verweist. Bei Mischprodukten mit diesem Siegel müssen alle Zutaten, die unter Fairtrade-Bedingungen erhältlich sind, Fairtrade-zertifiziert sein. Produkte, die mit Mengenausgleich hergestellt wurden, sind ebenfalls mit einem Pfeil neben dem Siegel gekennzeichnet, der auf weiterführende Informationen auf der Rückseite verweist. Möglich ist das bei Kakao, Zucker, Fruchtsaft und Tee. 

 

Spezielle Fairtrade-Produkt-Siegel

 

Das Fairtrade-Produkt-Siegel für Baumwolle steht für fair angebaute und gehandelte Rohbaumwolle, die über alle Produktionsschritte direkt rückverfolgbar ist und getrennt von Nicht-Fairtrade-Baumwolle weiterverarbeitet wird. Die Baumwolle in Textilien, die dieses Siegel tragen, ist zu 100% Fairtrade-zertifiziert.

 

 
Das Fairtrade-Produkt-Siegel für Gold auf einem Produkt stellt sicher, dass das Gold fair abgebaut und gehandelt wurde und in allen Produktionsschritten direkt rückverfolgbar ist. Die Kennzeichnung erfolgt mittels Stempel-Prägung auf dem Schmuckstück.
 
 
 
 
 
 
 

 
Kosmetikprodukte mit Fairtrade-Inhaltsstoffen werden mit dem Fairtrade-Produkt-Siegel in Kombination mit dem Zusatz „contains fairtrade ingredient“ (dt: enthält Fairtrade-Bestandteil) gekennzeichnet. Wie beim Fairtrade-Produkt-Siegel auf Lebensmitteln gilt auch hier: alle Inhaltsstoffe, die als Fairtrade-Rohstoffe verfügbar sind, sind Fairtrade-zertifiziert.
 
 
Das Fairtrade-Produkt-Siegel für Textilproduktion kennzeichnet Produkte, bei denen die gesamte Textillieferkette nach dem Fairtrade-Textilstandard zertifiziert ist.
 

 

Fairtrade-Rohstoff-Siegel

Neben den Fairtrade-Produkt-Siegeln gibt es die Fairtrade-Rohstoff-Siegel für fair gehandelte Zutaten in einem zusammengesetzten Produkt. Die Fairtrade-Rohstoff-Siegel beziehen sich auf eine einzelne fair angebaute und gehandelte Zutat. Das Fairtrade-Rohstoff-Siegel umfasst alle Rohstoffe, für die es Fairtrade-Standards gibt, mit Ausnahme von Kaffee und Bananen.

 

Sofern eine Zutat mit Mengenausgleich eingesetzt wird, ist diese Zutat mit einem Pfeil gekennzeichnet. Der Pfeil verweist auf weitere Informationen über Zutaten des Produkts, bei denen ein Mengenausgleich stattgefunden hat. Möglich ist das bei Kakao, Zucker, Fruchtsaft, Tee und Baumwolle. Nur die im Siegel angegebene Zutat im Mischprodukt ist Fairtrade-zertifiziert – beispielsweise wurde die für einen Schokoriegel benötigte Menge Kakao oder Zucker unter Fairtrade-Bedingungen eingekauft. An den Fairtrade-Standards in den Anbauländern ändert sich nichts - die Kooperativen erhalten stabile Mindestpreise und Prämien. Die Kontrollen werden von FLOCERT durchgeführt.

 

Das Fairtrade-Rohstoff-Siegel für Baumwolle bedeutet, dass eine vereinbarte Menge Rohbaumwolle zu Fairtrade-Bedingungen eingekauft wurde und ab der Spinnerei indirekt d.h. mittels Dokumentation bei FLOCERT rückverfolgbar ist.

Im Rahmen eines Pilotprojekts für Berufsbekleidung wird das Fairtrade-Rohstoff-Siegel mit dem Zusatz „Supporting Fairtrade Cotton“ verwendet. Es gelten die selben Standards wie beim Siegel ohne den Zusatz.

 

Weitere Siegel

 

Streng genommen ist dieses Emblem eigentlich kein Siegel, sondern das Firmenlogo von GEPA, dem Vorreiter für Fairen Handel in Deutschland. Entstanden ist die GEPA aus mehreren kirchlichen Initiativen, auch der BDKJ ist ein Gesellschafter der GEPA. Alle GEPA-Produkte sind zu 100% fairtrade. DPSG-Pfadfinder*innen erhalten Rabatte im Onlineshop.

 

 

 

Dieses Siegel tragen Produkte, die nach den strengen ökologischen und sozialen Kriterien des Naturland-Verband für ökologischen Landbau e.V. hergestellt wurden. Solche Produkte sind also beides - biologisch erzeugt und fair gehandelt. Das Siegel wird sowohl Produkten aus dem globalen Süden, als auch europäischen Erzeugnissen verliehen.

 

 

 

 

 

Die niederländische UTZ-Stiftung ist auf Kakao, Kaffee, Tee und Haselnüsse spezialisiert. Tragen Produkte dieses Siegel, wurden sie ökologisch und fair hergestellt und gehandelt. Außerdem lehrt die Stiftung Landwirt*innen, wie sie ihre Erträge unter Beachtung umweltschonender Kriterien steigern können.

 

 

 

Die verschiedenen Bio-Siegel kennzeichnen Produkte, die nach unterschiedlich strengen ökologischen Standards erzeugt wurden. Sie geben allerdings keinen Aufschluss darüber, ob sie auch fair angebaut und gehandelt wurden. Ebenso sind nicht alle fairtrade-Produkte zwangsläufig biologisch hergestellt.

 

 

Der Grüne Knopf wurde vom Bundesministerium für Wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) ins Leben gerufen und kennzeichnet Textilprodukte, die unter Beachtung von gewissen sozialen und ökologischen Standards hergestellt wurden.

 

 

Seit 1988 bezieht die Firma "Rapunzel" Rohstoffe wie Kakao und Vollrohrzucker aus aller Welt. Das firmeneigene HAND IN HAND-Siegel findet sich auf der Vorderseite aller Rapunzel-Produkte, deren Rohstoffe zu mehr als 50% von HAND IN HAND-Partnern stammen (also zertifiziert fair gehandelt werden). Über 150 Rapunzel-Produkte tragen inzwischen das HAND IN HAND-Siegel. Die vertrauensvolle Zusammenarbeit über viele Jahre, der ständige Austausch sowie persönliche Besuche garantieren die hochwertige Produkt-Qualität. Unabhängige Inspektoren sichern durch regelmäßige Kontrollen die Qualität zusätzlich ab.